In den Palästinensischen Gebieten operieren mehrere Gruppen, die von zahlreichen Regierungen als terroristische Organisationen eingestuft werden. Zu den bekanntesten gehören Hamas, der “Palästinensische Islamische Dschihad” (PIJ), die “Abu-Nidal-Organisation”, die “Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden”, die neu gebildete Lions’ Den und die “Volksfront zur Befreiung Palästinas “(PFLP). Diese Gruppen sind sowohl im Westjordanland als auch im Gazastreifen aktiv und verüben Anschläge, die von gezielten politischen Attacken auf rivalisierende Fraktionen bis zu Bombenanschlägen und gezielten Tötungen reichen. Ausländische Interessen waren in der Vergangenheit ebenfalls Ziel von Anschlägen.
Am 7. Oktober 2023 führten von Hamas geführte Milizen aus Gaza einen koordinierten Angriff auf Israel durch, bei dem über 1.200 Zivilisten getötet und mehr als 200 Personen als Geiseln genommen wurden.
Westjordanland:
Im Westjordanland und in Ostjerusalem kommt es häufig zu sogenannten Einzeltäter-Angriffen, die vor allem Sicherheitskräfte und jüdische Einrichtungen, einschließlich Siedler, zum Ziel haben. Solche Attacken umfassen Messerattacken, Schießereien oder Fahrzeugangriffe und ereignen sich typischerweise in Märkten, Einkaufszentren, an Verkehrsknotenpunkten sowie an Polizei- und Militärkontrollpunkten. Straßen zu Siedlergemeinden können gezielt angegriffen werden. Ausländer werden normalerweise nicht direkt ins Visier genommen, können jedoch bei gewalttätigen Vorfällen versehentlich betroffen sein; besonders gefährdet sind Personen, die jüdische Religionssymbole tragen. Gleichzeitig kommt es regelmäßig zu Gewaltakten israelischer Siedler gegen palästinensische Zivilisten, darunter Vergeltungsangriffe auf Häuser und Infrastruktur, vor allem in den Bereichen B und C des Westjordanlands.
Gazastreifen:
Hamas ist international als Terrororganisation anerkannt und unterhält Verbindungen zu Hizbollah im Libanon sowie zu Iran und Syrien, die Ausbildung und Bewaffnung der Gruppe unterstützen. Trotz israelischer Militäroperationen im Gazastreifen führen verschiedene Milizen weiterhin Raketenangriffe auf Süd-Israel durch. Bombenanschläge im Gazastreifen traten zudem im Zusammenhang von Spannungen zwischen Hamas, Fatah und anderen Milizen auf. Sympathisierende Gruppen und Einzelpersonen, die von der israelischen Bombardierung Gazas aufgebracht sind, haben in den vergangenen Jahren tödliche Messerangriffe auf Sicherheitskräfte und Zivilisten im Westjordanland verübt. Solche Vorfälle, ebenso wie Angriffe auf palästinensische Zivilisten durch extremistischer israelische Siedler, werden auch in naher Zukunft als wahrscheinlich eingeschätzt. Betroffene Gebiete sind unter anderem As Sawiye nördlich von Ramallah, Huwwara und Wadi as Seeq.
Die Lage im Gazastreifen bleibt auch nach dem jüngsten Waffenstillstand angespannt. Während die internationale Gemeinschaft auf eine Stabilisierung der Region hofft, steht die Hamas erneut im Mittelpunkt politischer und sicherheitspolitischer Diskussionen. Ihre aktuelle Situation wirft Fragen nach ihrer zukünftigen Rolle, ihrer inneren Struktur und ihrem strategischen Umgang mit den veränderten Bedingungen auf.
Die jüngste Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas markiert weniger eine strategische Wende als vielmehr eine Verschiebung der Kräftebalance zugunsten einer taktischen Konsolidierung der Hamas. Trotz militärischer Verluste und erheblicher materieller Zerstörung bleibt die Organisation der zentrale Akteur im Gazastreifen. Ihr Überleben nach Monaten intensiver israelischer Angriffe bestätigt, dass sie weiterhin über genügend politische, soziale und militärische Ressourcen verfügt, um ihre Machtstellung im innerpalästinensischen Gefüge zu behaupten.
Auch die Freilassung israelischer Geiseln durch die Hamas ist kein Zeichen der Schwäche, sondern Ausdruck einer kalkulierten Risikoabwägung. Die Organisation hat erkannt, dass sie durch die Waffenruhe kurzfristig militärischen Druck abbauen, internationale Legitimität zurückgewinnen und ihre Governance-Strukturen in Gaza stabilisieren kann.
Entscheidend ist, dass die Hamas von einer glaubwürdigen Sicherheitsgarantie profitiert: Donald Trumps direkte Zusicherung, Israel werde den Krieg nicht fortsetzen, verschafft ihr Handlungsspielraum. Diese externe Garantie ersetzt faktisch die militärische Abschreckung durch politische Absicherung.
Die zentrale Streitfrage der Entwaffnung verdeutlicht die neue Realität. Eine vollständige Abrüstung ist weder durchsetzbar noch realistisch. Die Verhandlungen zielen stattdessen auf eine funktionale Begrenzung der militärischen Kapazitäten: keine neue Waffenproduktion, keine Raketen oder Langstreckenwaffen, aber der Verbleib leichter Waffen zur „Selbstverteidigung“. Diese differenzierte Definition von Bewaffnung transformiert die Hamas von einer offen kämpfenden Guerilla zu einem de facto paramilitärischen Akteur, der innerhalb des Gazastreifens weiterhin Gewaltmonopol und Kontrolle ausübt, zugleich aber formal einer politischen Lösung nicht im Wege stehen soll.
Damit deutet sich eine hybride Nachkriegsordnung an, die strukturell Parallelen zum Libanon aufweist: eine schwache zivile Verwaltung unter internationaler Aufsicht bei gleichzeitiger Dominanz einer inoffiziellen bewaffneten Organisation – hier die Hamas, dort die Hisbollah. Ein solches Modell schafft kurzfristige Stabilität, institutionalisiert aber langfristig die Doppelherrschaft zwischen Staatlichkeit und Milizmacht.
Israel befindet sich dadurch in einem strategischen Dilemma. Einerseits verhindert die Waffenruhe eine Fortsetzung kostspieliger Bodenoperationen; andererseits bleibt die Hamas als latente Bedrohung bestehen. Ohne amerikanische Rückendeckung ist eine erneute militärische Offensive politisch kaum durchsetzbar. Israel dürfte daher versuchen, das sogenannte „Libanon-Modell“ zu adaptieren: selektive, präventive Schläge gegen Waffenlager und militärische Infrastruktur auch während eines formalen Waffenstillstands.
Insgesamt deutet die Lage darauf hin, dass der Krieg zwar beendet, der Konflikt aber strukturell fortbesteht. Die Hamas hat den Übergang von einer überlebensbedrohten Organisation zu einem anerkannten Machtfaktor in einer Nachkriegsordnung geschafft, die sie selbst mitgestaltet. Der Waffenstillstand ist somit weniger ein Friedensabkommen als ein temporärer Zustand wechselseitiger Erschöpfung, in dem beide Seiten versuchen, aus einer instabilen Ruhephase strategische Vorteile zu ziehen.
Mit seinem 20-Punkte-Plan hat US-Präsident Donald Trump dem festgefahrenen Gaza-Konflikt neue Bewegung verliehen – oder zumindest den Anschein davon. Der Vorschlag sieht eine sofortige Waffenruhe, die Freilassung aller Geiseln, eine schrittweise Entwaffnung der Hamas sowie umfangreiche humanitäre Hilfen für die mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen vor. Parallel soll eine palästinensische Technokratenregierung unter internationaler Aufsicht eingesetzt werden, flankiert von einem „Friedensrat“ unter Leitung Trumps und des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair, der die politische Kontrolle behalten soll.
Bei einem israelischen Luftangriff im Westen von Gaza-Stadt wurde Abu Obeida, das langjährige maskierte Sprachrohr der Hamas-Kassam-Brigaden, getötet.
Abu Obeida, dessen Gesicht stets hinter dem charakteristischen rot-weiß gemusterten Palästinensertuch verborgen war, war fast zwei Jahrzehnte lang das öffentliche Gesicht der militärischen Aktivitäten der Hamas und hatte durch seine Propaganda in der gesamten arabischen Welt Bekanntheit erlangt. Kinder verkleideten sich in Jordanien als Abu Obeida, und auch politische Persönlichkeiten wie der Vater des Emirs von Katar hörten seinen Reden Aufmerksamkeit.
Der Hamas-Sprecher, mit bürgerlichem Namen Hudhaifa Samir Abdallah al-Kahlut, trat erstmals 2006 öffentlich in Erscheinung, als er die Entführung des israelischen Soldaten Gilad Shalit verkündete – ein Ereignis, das für Israel ein frühes Geiseltrauma bedeutete. Sein Kampfname bezieht sich wahrscheinlich auf Abu Obeida bin al-Jarrah, einen Gefährten des Propheten Mohammed. Er wurde 1985 im Flüchtlingslager Jabalia geboren und erwarb einen Masterabschluss in religiösen Studien an der Islamischen Universität Gaza.
Abu Obeida war vor allem für seine symbolische Rolle bekannt. In martialischen Reden verkündete er angebliche Siege der Hamas oder drohte Israel mit Konsequenzen, sollte der Krieg fortgesetzt werden. Experten betonen, dass sein Tod die militärischen Aktivitäten der Hamas kaum beeinträchtigen wird, da die Organisation wie ein „großes Orchester“ funktioniert: Ein Mitglied kann ausgeschaltet werden, doch die übrigen Strukturen operieren weiter.
Abu Obeida gehörte zu den letzten noch lebenden Hamas-Führern im Gazastreifen, die seit der Machtübernahme der Islamisten 2007 eine bedeutende Rolle spielten, während viele andere Führungsfiguren sich im Ausland befinden.