03.10.2025 | Die venezolanische Regierung hat offiziell den Beginn eines militärischen Einsatzes zur Bekämpfung bewaffneter Gruppen der kolumbianischen ELN (Nationale Befreiungsarmee) und der FARC-Dissidenten auf ihrem Staatsgebiet bekannt gegeben. Laut einer Erklärung des Verteidigungsministeriums sollen die Streitkräfte in mehreren Grenzregionen zu Kolumbien operieren, um die Präsenz und Aktivitäten dieser irregulären bewaffneten Organisationen einzudämmen.
Die Operationen konzentrieren sich Berichten zufolge auf die Bundesstaaten Apure, Táchira und Amazonas – Regionen, die seit Jahren als Rückzugsgebiete für verschiedene bewaffnete Gruppierungen gelten. Die venezolanischen Behörden kündigten zudem an, die Zusammenarbeit mit kolumbianischen Sicherheitsorganen zu verstärken, um grenzüberschreitende Aktivitäten zu unterbinden.
Beobachter werten die Ankündigung als ein Signal der Regierung in Caracas, entschlossener gegen ausländische bewaffnete Akteure vorzugehen, die in entlegenen Regionen operieren. Präsident Nicolás Maduro bekräftigte, dass Venezuela keine „Toleranz gegenüber illegalen bewaffneten Strukturen“ dulden werde und dass die nationale Sicherheit „oberste Priorität“ habe.
Gonzalez, Daniel (2025): Ya es oficial: Venezuela admitió presencia del ELN y disidencias de las FARC en su territorio. In: _Colombia.com_, 3. October 2025. Text abrufbar unter: https://www.colombia.com/actualidad/internacionales/venezuela-admitio-presencia-del-eln-y-disidencias-de-las-farc-en-su-territorio-540862.
Agencia (2025): Gobierno de Venezuela confirmó despliegue para “combatir” al ELN y las FARC. In: _ZONA CERO_, 2. October 2025. Text abrufbar unter: https://zonacero.com/mundo/gobierno-de-venezuela-confirmo-despliegue-para-combatir-al-eln-y-las-farc.
11.09.2025 | Im Stadtteil Loreto im Sektor Asomadera in Medellín wurde ein Sprengstoffanschlag auf eine Stromleitung der EPM verübt. Am Tatort wurde ein FARC-Banner des Frente 36 entdeckt. Die Übertragung der Energie wurde kurzzeitig beeinträchtigt, jedoch blieb die Stromversorgung laut EPM aufrechterhalten.
Die Behörden werten die Tat als terroristischen Vergeltungsakt auf die jüngsten Einsätze der Polizei gegen Strukturen des Frente 36 in Antioquia.
11.09.2025 | In der ländlichen Gegend zwischen Santa Rosa del Sur und Morales wurden Soldaten Ziel eines tödlichen Angriffs durch die “Ejército de Liberación Nacional” (ELN).
11.09.2025 | Im Rahmen der militärischen Offensive des kolumbianischen Nationalheeres im Zusammenhang mit den FARC-Dissidenten unter der Führung von „Iván Mordisco“ wurde in Arauca und Meta ein umfangreiches Arsenal an Sprengstoffen und Waffen beschlagnahmt. Das Arsenal umfasst über 500 Kilogramm Sprengstoff, darunter Bomben, Minen und improvisierte Sprengsätze, die unter anderem durch Drohnen abgeworfen werden sollten.
11.09.2025 | Im Rahmen einer bewaffneten Operation in Campamento wurden zwei führende Köpfe der dissidenten FARC-Gruppe “Frente 36” getötet. Bei den Getöteten handelt es sich um die als „Ramón“ und „Guillermino“ bekannten.
11.09.2025 | In Tibú kam es zu schweren Gefechten zwischen Soldaten der Nationalarmee und Mitgliedern der Guerillagruppe “Ejército de Liberación Nacional” (ELN). Dabei wurde ein Soldat getötet.
09.09.2025 | Im bergbauregionlichen Municipio Sardinata wurde erneut ein Angriff auf Lastwagen verübt. Bewaffnete Männer griffen Lastwagen im Gebiet La Rugosa an, anzündeten ein Fahrzeug und sorgten für Unruhe unter den Anwohnern. Die Angreifer hielten die Fahrer auf und setzten einen Lastwagen in Brand. Nach bisherigen Informationen gab es keine Verletzten bei dem Vorfall.
Der Angriff wird mutmaßlich der Guerillagruppe “Ejército de Liberación Nacional” (ELN) zugeschrieben. Er steht im Zusammenhang mit Erpressungen gegenüber Minenunternehmern in der Region.
Drei Jahre nach dem ehrgeizigen Start von Präsident Gustavo Petros Friedensstrategie „Paz Total“ steht Kolumbien erneut am Scheideweg zwischen Friedenssuche und wachsender Gewalt. Die Politik, die auf Dialog und Verhandlungen mit bewaffneten und kriminellen Gruppen setzte, sollte ein neues Kapitel in der Geschichte eines Landes einleiten, das seit Jahrzehnten von internen Konflikten geprägt ist. Doch die Realität des Jahres 2025 zeigt ein anderes Bild: Die Sicherheitslage hat sich dramatisch verschärft, und die Hoffnung auf einen umfassenden Frieden scheint in weiten Teilen des Landes zu schwinden.
Statt einer Konsolidierung der staatlichen Kontrolle haben sich die wichtigsten bewaffneten Akteure – insbesondere die “Ejército de Liberación Nacional” (ELN) und die abtrünnigen Fraktionen der ehemaligen FARC – in zahlreichen Regionen ausgeweitet. Der Rückzug des Staates aus entlegenen Gebieten und die fragmentierte Sicherheitsstrategie haben es diesen Gruppen ermöglicht, ihre territoriale Präsenz auszubauen und ihre Einnahmen aus Drogenhandel, illegalem Bergbau und Erpressung zu sichern. Seit Mitte 2025 hat die Zahl der Anschläge, Entführungen und Gefechte deutlich zugenommen.
ELN und FARC-Dissidenten haben ihre Vorgehensweisen angepasst und neue Technologien in ihre Angriffe integriert. Der Einsatz von mit Sprengstoff bestückten Drohnen und improvisierten Sprengsätzen hat die Fähigkeit der Sicherheitskräfte, Angriffe zu verhindern, erheblich eingeschränkt. Die Gruppen nutzen diese Mittel nicht nur gegen militärische Ziele, sondern zunehmend auch zur Einschüchterung von Zivilisten und zur Erpressung lokaler Gemeinden. Diese Entwicklung verdeutlicht die wachsende Asymmetrie zwischen staatlichen Streitkräften und flexiblen, gut organisierten Guerilla- und Kriminellenetzwerken.
Politisches Scheitern und militärische Schwäche
Die zentralen Schwächen der „Paz Total“-Politik liegen sowohl in der Umsetzung als auch in der strategischen Annahme, dass Dialog allein bewaffnete Akteure zum Frieden bewegen könne. Während Petro auf Verhandlungen setzte, nutzten viele Gruppen die Waffenstillstände, um sich militärisch und wirtschaftlich zu stärken. Inzwischen hat die Regierung mehrere Gespräche ausgesetzt und einige Fraktionen als terroristische Organisationen eingestuft – ein deutlicher Kurswechsel hin zu militärischem Druck.
Doch auch dieser Ansatz stößt an Grenzen: Das kolumbianische Militär kämpft mit Personalmangel, logistischer Schwäche und veralteter Ausrüstung. Trotz erhöhter Verteidigungsausgaben ist die Zahl der aktiven Soldaten gesunken, während nahezu 40 Prozent der Hubschrauberflotte aufgrund technischer Defizite außer Betrieb sind. Der Handlungsspielraum der Streitkräfte bleibt damit stark eingeschränkt.
Petros vorsichtige Haltung gegenüber Washington – insbesondere in Fragen der Drogenbekämpfung – hat die sicherheitspolitische Zusammenarbeit mit den USA abgekühlt. Kritiker werfen ihm vor, die internationale Unterstützung zu riskieren, während die interne Sicherheitslage kollabiert. Gleichzeitig wächst der innenpolitische Druck: Die steigende Zahl ziviler Opfer und die Unsicherheit in strategisch wichtigen Regionen wie Cauca, Nariño und Norte de Santander haben das Vertrauen in die Regierung weiter geschwächt.
Ein gefährlicher Wahlzyklus
Mit Blick auf die Parlamentswahlen im März 2026 steht Kolumbien vor einer Phase potenzieller Instabilität. Politische Gewalt, Erpressung und gezielte Angriffe auf Kandidaten haben bereits zugenommen. Die Ermordung des Senators und Präsidentschaftskandidaten Miguel Uribe im Jahr 2025 hat die Furcht vor einer Rückkehr zu den dunklen Zeiten politischer Morde neu entfacht. Besonders ländliche Regionen ohne starke staatliche Präsenz sind anfällig für Einflussnahme durch bewaffnete Gruppen, die Stimmenkauf und Einschüchterung als politische Instrumente einsetzen.