Seit 2015 ist Burkina Faso einer wachsenden Bedrohung durch transnationale Terrorgruppen ausgesetzt, die vor allem von drei Organisationen ausgeht: “Ansarul Islam”, dem “Islamischen Staat in der Größeren Sahara” (IS-GS) sowie dem al-Qaida-nahen Bündnis “Jama’a Nusrat ul-Islam wa al-Muslimin” (JNIM).
Der Sturz von Präsident Blaise Compaoré 2014 und die darauffolgende Schwächung der Sicherheitsapparate haben den Extremisten erheblichen Spielraum verschafft. Die Regierung von Roch Marc Christian Kaboré (2015-22) versäumte es, die Terrorismusbekämpfung ausreichend zu stärken, oft aus Angst vor einer Militärinvasion. Heute kontrolliert der Staat nur noch etwa 60 Prozent des Landes, während der Rest weitgehend von bewaffneten Gruppen beherrscht wird. Seit dem Militärputsch 2022 richten sich die Angriffe der Milizen verstärkt gegen Sicherheitskräfte, Zivilisten staatliche Einrichtungen, ausländische Investitionen (wie Bergwerke), zivile Konvois und die Infrastruktur. Besonders besorgniserregend ist das systematische Belagern ganzer Orte, um die Versorgung einzuschränken.
Während islamistische Militanten früher hauptsächlich in den Wüstengebieten Nord-Malis und der Sahel-Region aktiv waren, haben sie seit Anfang 2015 zunehmend Gebiete im Süden erschlossen. Seit 2019 haben sie zusätzlich ihre Einflussgebiete in den nördlichen Grenzregionen zu Mali gefestigt, während neue Zellen auch im Osten und Westen aufgetaucht sind. Diese wachsenden Operationsräume führen zu einer allmählichen Ausdehnung der Jihadisten sowie zu einer zunehmend fest verankerten Schattenherrschaft.
Die Terrorgruppen nutzen gezielt soziale Ungleichheiten, politische Vernachlässigung und das Gefühl der Marginalisierung aus, um Rekruten zu gewinnen und Unterstützung zu sichern. Ihrer brutalen Gewalt dient nicht nur der Einschüchterung, sondern auch der Erpressung von Lösegeldern, beispielsweise durch Entführungen.
Die nördlichen Provinzen Soum und Oudalan sind am stärksten von den Aktivitäten islamistischer Milizen betroffen. Besonders hervorzuheben ist die lokale Gruppe “Ansarul Islam”, die Anfang 2017 entstanden ist und von dort ihren Wirkungskreis mehr und mehr ausgeweitet hat. Die Rivalität zwischen dem al-Qaida-Ableger “Jama’a Nusrat ul-Islam wa al-Muslimin” (JNIM) und dem Ableger “Islamischen Staat in der Größeren Sahara” (IS-GS) hat seit 2020 die Gewalt eskalieren lassen, inklusive Attacken auf zivile und kommerzielle Konvois. Zudem versuchen Aufständische seit 2022, die Provinzen Yagha und Soum abzuriegeln.
Im Osten profitieren islamistische Zellen von den porösen Grenzen zu Niger, Benin und Togo sowie von den weitläufigen, schwer zugänglichen Schutzgebieten. Seit 2018 haben sie dort Stützpunkte aufgebaut, von denen aus sie wiederholt Angriffe starten – etwa auf konvois in Bergbaugebieten. Seit 2021 nehmen die Angriffe auf lokale Gemeinden zu, seit 2022 versuchen sie, Provinzen wie Komandjari und Kompienga einzukesseln.
Auch entlang der westlichen Grenzen zu Mali haben Übergriffe zugenommen, besonders in den Provinzen Kénédougou, Banwa, Kossi, Sourou und Yatenga. Die geografische Lage mit offenen Grenzen zu Mali und Niger erleichtert den Gruppen Bewegungen und Nachschub. Sie operieren in schwer zugänglichen Gebieten, was die Bekämpfung erschwert. Trotz internationaler Unterstützung, etwa durch die französische Operation Barkhane, bleibt die Lage prekär und stellt eine ernsthafte Gefahr für die Stabilität Burkina Fasos dar.
Die Hauptstadt Ouagadougou verfügt über eine relativ stabile Sicherheitslage und eine starke staatliche Präsenz. Dennoch bleiben gelegentliche Anschläge auf prominente Ziele, insbesondere solche mit ausländischer Beteiligung, eine Gefahr. In der Vergangenheit gab es mehrere tödliche Anschläge, darunter ein Angriff 2016 auf ein Hotel, bei dem 30 Menschen ums Leben kamen. Die verstärkte Sicherheitspräsenz erschwert den islamistischen Gruppen die Operationen, dennoch bleibt das Risiko von Einzeltaten bestehen.
Die Sicherheitskräfte sind trotz einzelner Offensiven unterfinanziert, schlecht ausgerüstet und teilweise demoralisiert. In ländlichen Regionen wurde damit begonnen, Selbstverteidigungsmilizen zu bewaffnen – eine Maßnahme, die kurzfristig Schutz bieten, langfristig jedoch ethnische Spannungen verschärfen kann. Das harte Vorgehen des Militärs gegen die eigene Bevölkerung wird zunehmend kritisiert und könnte die Rekrutierung extremistischer Gruppen sogar noch fördern. Eine Verbesserung der Lage ist kurz- bis mittelfristig kaum absehbar
Im Juli 2025 wurde in Westafrika ein Rückgang der registrierten jihadistischen Anschläge verzeichnet, mit insgesamt 101 Angriffen, die etwa 570 Todesopfer forderten – vor allem Zivilisten, Sicherheitskräfte und Mitglieder lokaler Milizen. Dieser Rückgang sollte jedoch nicht als Nachlassen der Bedrohung interpretiert werden, sondern als strategische und taktische Umorientierung der Gruppen in der Region.
Die Gruppe “Jamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin” (JNIM) bleibt der dominierende Akteur und ist für über 60 % der Angriffe verantwortlich, insbesondere in Burkina Faso, Mali, Niger und Togo. Die Angriffe umfassen Hinterhalte, Sprengfallen (IEDs), Schusswechsel und gezielte Tötungen, mit einem hohen Anteil ziviler Opfer. Parallel intensiviert der “Islamische Staat in Westafrika” (IS-WA) zusammen mit seiner nigerianischen Niederlassung seine Aktivitäten in Niger, Nigeria, Tschad und Kamerun, wobei der Schwerpunkt auf Angriffen gegen Zivilisten liegt.
Im Maghreb war die jihadistische Aktivität im Juli begrenzt, jedoch gab es vereinzelte Vorfälle in Algerien und Libyen. In Algerien übergaben zwei Mitglieder von AQMI sich freiwillig an das Militär, während in Libyen drei IS-nahe Zellen im Süden des Landes durch Geheimdienste neutralisiert wurden. Diese Zellen waren in Rekrutierung, Menschenhandel und Geldwäsche aktiv, was auf eine fortbestehende Präsenz jihadistischer Netzwerke hinweist.
Ein wichtiger politischer Schritt war die Konsolidierung der Sahel-Staaten-Allianz (AES) durch einen Vertrag, der eine Verteidigungs- und Unterstützungsgemeinschaft begründet. Dies könnte Spannungen mit der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) erzeugen und Länder wie Ghana oder die Elfenbeinküste isolieren, wodurch Instabilität begünstigt wird.
JNIM verlagert seine Aktivitäten zudem strategisch nach Süden und Westen in Mali und Burkina Faso, mit koordinierten Hinterhalten nahe der Grenze zu Senegal und zunehmender territorialer Kontrolle. Dies erhöht