24.04.2025 | Jordanien hat jegliche Aktivitäten der Muslimbruderschaft im Land verboten, das Vermögen der Organisation beschlagnahmt und als Terrororganisation eingestuft.  In Jordanien war die Muslimbruderschaf über Jahrzehnte ein einflussreicher politischer Akteur.

Hintergrund des jetzigen Verbots ist ein von jordanischen Geheimdiensten vereitelter Plan zum Bau von Raketen. Die Regierung in Amman geht davon aus, dass der jordanische Ableger der Muslimbruderschaft, der ideologische Verbindungen zur Hamas im Gazastreifen hat, dahintersteckt.

Die Muslimbruderschaft war 1928 von dem Volksschullehrer Hassan al- Banna in Ägypten gegründet. Ihr Ziel: die Errichtung eines islamischen Staates auf der Grundlage des islamischen Rechts. Ihr Motto: “Der Islam ist die Lösung.” Banna und seine Gefolgsleute glaubten, dass der Islam alle Aspekte des menschlichen Lebens gestalten könne und müsse.

Anfangs verfolgte die Organisation eine gewaltfreie Strategie. Doch bereits in den 1930er und 1940er Jahren änderten sie ihre Strategie: Sie beschränkten sich nicht länger darauf, in Predigten zu ihrer Interpretation des Glaubens aufzurufen, sondern gründeten einen militanten Flügel, der die Ziele der Organisation mit Gewalt durchsetzen sollte. Seit den 1940er Jahren entstanden in fast allen Teilen der arabischen Welt Ableger der Muslimbruderschaft. Sie agierten meist unabhängig voneinander, waren aber oft vernetzt.

25.04.2025 | Jahrzehntelang hat Jordanien die Anhänger der Muslimbruderschaft gewähren lassen. Jetzt erfolgte ein Verbot der Organisation. Sämtliche Tätigkeiten der Muslimbrüder sowie das Werben für ihre Ideologie sind in Jordanien künftig untersagt. Die Büros der Organisation wurden geschlossen und ihr Besitz beschlagnahmt.

Bereits seit dem Arabischen Frühling 2011 konkurrieren die Islamisten mit den Regimen in der Region. Nachdem die Muslimbrüder in Ägypten infolge eines Staatsstreichs des Militärs 2013 die Macht verloren hatten, wurden sie als Terrororganisation eingestuft und verboten. Auch in Saudi-Arabien, Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten darf die Muslimbruderschaft nicht agieren.

Die Muslimbruderschaft hat in Jordanien vor allem in den Städten viele Anhänger. Die Partei “Islamische Aktionsfront” (IAF) gilt als ihr politischer Arm und ist mit 31 von 138 Abgeordneten als stärkste Partei im Parlament vertreten, allerdings nicht in der Regierung.

Das politische Establishment in Jordanien wirft den Anhängern der Muslimbruderschaft in Jordanien vor, eine geheime Miliz aufzubauen und den Staat herauszufordern. Das ist vor dem Hintergrund des Gazakrieges besonders brisant: Viele Menschen in Jordanien unterstützen nicht nur die IAF, sondern sympathisieren auch mit der Hamas im Gazastreifen, die ihrerseits aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen war. Die Mehrheit der jordanischen Bevölkerung hat palästinensische Wurzeln. Dass Jordanien trotz dem Gazakrieg am Friedensvertrag mit Israel festhält, sehen viele Menschen im Königreich kritisch. 

Der jordanische König wiederum sieht sich gezwungen, auch die Interessen der amerikanischen Regierung zu berücksichtigen. Denn sein Land ist von Geldern aus den USA abhängig. Mehr als 1,4 Milliarden Dollar hat Jordanien zuletzt pro Jahr aus Washington erhalten – unter anderem als Unterstützung für das Militär und für humanitäre Hilfe.