Die jüngsten Kämpfe in Bariire verdeutlichen sowohl die militärischen Erfolge als auch die strukturellen Schwächen der somalischen Sicherheitslage. Der Sieg der Regierungstruppen und der von der Afrikanischen Union unterstützten Mission AUSSOM ist ein bemerkenswerter taktischer Erfolg, der die Fähigkeit der somalischen Armee zur Rückeroberung verlorener Gebiete unterstreicht. Er zeigt zugleich, dass koordinierte Operationen mit internationalen und regionalen Partnern – insbesondere Uganda und Äthiopien – weiterhin entscheidend für die Stabilisierung des Landes sind.
Gleichzeitig bleibt der strategische Einfluss von Al-Shabaab ungebrochen. Trotz einzelner Rückschläge gelingt es der Terrororganisation immer wieder, neue Gebiete zu infiltrieren und sich in weniger kontrollierten Regionen festzusetzen. Dieses Muster – Verlust und Wiedergewinnung von Territorien – deutet auf eine zähe asymmetrische Konfliktdynamik hin, bei der keine Seite langfristig die Kontrolle sichern kann.
Die Operation in Bariire zeigt daher vor allem eines: militärische Überlegenheit allein reicht nicht aus, um Al-Shabaab dauerhaft zu schwächen. Ohne eine nachhaltige Konsolidierung der befreiten Gebiete durch stabile Verwaltung, lokale Sicherheitsstrukturen und sozioökonomische Entwicklung bleibt der Boden für neue Rekrutierungen und Angriffe der Terroristen bereitet.
Somalia steht somit weiterhin vor der doppelten Herausforderung, kurzfristige militärische Erfolge in langfristige Stabilität umzuwandeln und zugleich die Ausweitung des Einflusses von Al-Shabaab in entlegenen Regionen wirksam einzudämmen.
Bis vor wenigen Jahren schien es, als könnte die somalische Regierung den langjährigen Bürgerkrieg endgültig beenden und eroberte Gebiete dauerhaft sichern. 2022 erzielten Regierungstruppen spürbare Erfolge, doch heute kontrollieren die islamistischen Al-Shabaab-Milizen wieder große Teile des Landes und stehen kurz vor der Hauptstadt Mogadischu.
Hauptgrund dafür sind fehlende Ressourcen und Prioritäten, etwa beim Aufbau stabiler ziviler Verwaltungsstrukturen, die für Sicherheit, Bildung und Justiz sorgen müssten. Davon profitiert die Al-Shabaab-Miliz. Sie lockt viele junge Menschen mit vergleichsweise hohen Soldzahlungen und kontrolliert umfangreiche Finanzquellen, etwa durch Steuern auf Im- und Exporte. Zudem hat sich die Gruppe als effektive Parallelautorität etabliert und gewinnt durch gezielte soziale Kontrolle die Unterstützung der Bevölkerung.
Die internationale Unterstützung wankt ebenfalls: Die Mission der Afrikanischen Union soll bis 2029 enden, während die EU ihre Finanzierung reduziert. Ohne diese Rückendeckung droht Somalia, die fragile Kontrolle weiter zu verlieren – ein Szenario, das Al-Shabaab konsequent auszunutzen weiß. Ohne verstärkte Maßnahmen droht Somalia erneut in einen jihadistischen Machtbereich zu fallen, der regionale und globale Sicherheit gefährdet.
Die militante islamistische Organisation Al-Shabaab hat ihre Kontrolle in der zentral-somalischen Region Hiran trotz schwindender Regierungspräsenz deutlich erweitert. Al-Shabaab konnte mehrere strategisch wichtige Gebiete zurückerobern und setzt auf eine Strategie der territorialen Expansion sowie der Schaffung paralleler Verwaltungsstrukturen.
Die somalische Regierung wird zunehmend unter Druck gesetzt, ihre militärischen Operationen wieder aufzunehmen und effektivere Maßnahmen zur Zurückdrängung der Gruppe zu ergreifen. Die Sicherheitslage bleibt angespannt, da Al-Shabaab seine Aktivitäten und Angriffe in der Region intensiviert. Internationale Partner unterstützen die somalischen Kräfte mit Luftangriffen, doch der Sicherheitsrückgang und interne politische Spannungen erschweren eine koordiniere Gegenwehr. Die Lage erfordert eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Regierung und lokalen Gemeinschaften, um die Machtübernahme durch Al-Shabaab zu stoppen und die Region zu stabilisieren.