Trotz intensiver militärischer Einsätze auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene gelingt es bislang nicht, die Terrorgruppe Boko Haram endgültig zu neutralisieren. Die Organisation entstand 2009 im nigerianischen Bundesstaat Borno, hat aber ihr Einflussgebiet deutlich auf Nachbarstaaten wie Niger, Tschad und Kamerun ausgeweitet. Dabei wird die Gewalt durch interne Fraktionskämpfe nicht geschwächt: Die Gruppe ist in eine al-Qaida-nahe und eine IS-gestützte Fraktion zerfallen, die sich gegenseitig Konkurrenz machen, jedoch weiterhin systematisch Anschläge verüben.
Im August 2025 zeigte sich ein besorgniserregender Trend: Obwohl die Gesamtzahl der Angriffe leicht zurückging, stieg die Zahl der Todesopfer erheblich auf 338. Entführungen werden weiterhin routinemäßig als Mittel zur Finanzierung, zur Erpressung und zur Machtdemonstration eingesetzt, was die humanitäre Lage in der Region zusätzlich verschärft.
Die Gründe für das Fortbestehen von Boko Haram sind vielschichtig. Politische Instabilität und Korruption in Nigeria schwächen staatliche Kontrollmechanismen. Gleichzeitig verschärfen ethnische und religiöse Spannungen die Verwundbarkeit der Gesellschaften. Die multilaterale Bekämpfung durch die „Multinationale Joint Task Force“ bleibt fragmentiert: Finanzielle Engpässe, logistische Schwierigkeiten und politische Interessenskonflikte der beteiligten Staaten verhindern eine konsequente, koordinierte Strategie. Grenzüberschreitende kriminelle Netzwerke und die Einmischung internationaler Akteure erschweren darüber hinaus die Bekämpfung der Gruppe.
Die andauernde Gewalt hat massive Auswirkungen auf die betroffenen Bevölkerungen. Unsichere Lebensverhältnisse, zerstörte Infrastruktur und die ständige Bedrohung durch Entführungen oder Anschläge erschweren Entwicklung und Stabilität erheblich. Ohne umfassende Reformen, stärkere regionale Zusammenarbeit und die Einbindung der lokalen Bevölkerung bleibt die Region ein dauerhaftes Sicherheitsrisiko.
Zusammenfassend zeigt die Lage, dass militärische Mittel allein nicht ausreichen. Nur durch eine Kombination aus politischer Stabilisierung, Korruptionsbekämpfung, sozialer Integration und verbesserter grenzüberschreitender Kooperation kann die langfristige Bedrohung durch Boko Haram wirksam eingedämmt werden.
Die islamistische Terrorgruppe „Islamic State West Africa Province“ (ISWAP) hat in Nordost-Nigeria ein hochorganisiertes Finanzsystem etabliert, das ihre militärischen und administrativen Aktivitäten nachhaltig sichert. Dieses System basiert auf einer Kombination aus religiös legitimierter Steuererhebung, Erpressung, Schmuggel und der Nutzung moderner Technologien wie Kryptowährungen, insbesondere der anonymen Digitalwährung Monero1.
Innerhalb der von ISWAP kontrollierten Gebiete rund um den Tschadsee erheben die Terroristen systematisch „Zakat“ (religiöse Abgabe) und „Jizya“ (Levy für Nicht-Muslime) von der Bevölkerung und Außenstehenden. Die Einnahmen werden zentral in sogenannten „Baitul Ma-al“ (Schatzkammern) gesammelt und für Waffenbeschaffung, Kämpfergehälter, soziale Leistungen wie Gesundheitsversorgung und Unterstützung von Witwen und Waisen verwendet. Die Steuererhebung wird mit militärischer Härte durchgesetzt, Verweigerung führt zu harten Strafen bis hin zur Todesstrafe.
Auch im Dark Web werden finanzielle Mittel in Kryptowährungen generiert. Monero bietet aufgrund seiner hohen Anonymität einen idealen Kanal, um Geldflüsse vor staatlicher Überwachung zu verbergen. Diese digitale Finanzstrategie erschwert die Bekämpfung der Terrorfinanzierung erheblich.
Darüber hinaus betreibt ISWAP einen florierenden Schwarzmarkt und kontrolliert Schmuggelrouten entlang der Grenzen zu Kamerun, Tschad und Niger. Dabei werden nicht nur Waren wie Treibstoff, Lebensmittel und Drogen transportiert, sondern auch lokale Märkte und Handel unter strenger Aufsicht verwaltet. Lokale Geschäftsleute fungieren als Mittelsmänner und sind Teil des Systems, was die wirtschaftliche Verwurzelung der Terrorgruppe in der Region verstärkt.
Diese komplexe und widerstandsfähige Finanzarchitektur ermöglicht es dem ISWAP, trotz militärischer Verluste und internationaler Gegenmaßnahmen, Aktivitäten fortzusetzen und sogar auszubauen.
Für eine nachhaltige Bekämpfung des ISWAP über militärische Einsätze hinaus, muss eine Wiederherstellung legitimer Regierungsstrukturen sowie alternative Lebensgrundlagen für die Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden, um den Nährboden der Terrorfinanzierung zu entziehen.