Die jüngste Analyse zum stärksten Taliban-Aufstand Pakistans seit einem Jahrzehnt verdeutlicht eine eskalierende Sicherheitskrise in der Region. Nachdem Pakistan in den 2010er Jahren mit US-Unterstützung die Taliban weitgehend unter Kontrolle gebracht hatte, erlebt das Land nun eine Renaissance des Aufstands, die vor allem durch den
Einfluss und die Unterstützung der afghanischen Taliban aus Afghanistan angeheizt wird.
In den letzten Monaten haben die “Tehreek-e-Taliban” (TTP) eine intensive uerillakampagne gegen Sicherheitskräfte geführt, was zu hohen Verlusten in den Reihen des Militärs, massiven Vertreibungen der Zivilbevölkerung und wachsender Unzufriedenheit unter der Bevölkerung in den betroffenen Grenzgebieten führte. Pakistan reagiert mit Drohnenangriffen und gezielten Militäroperationen, doch die Lage bleibt angespannt. Die geografisch schwer zugänglichen westlichen Regionen Pakistans, angrenzend an Afghanistan, sind zudem ein Rückzugsgebiet für islamistische Kämpfer, darunter auch Gruppen des “Islamischen Staates” (IS), was die Sicherheitslage weiter verkompliziert.
Die Zusammenarbeit und Unterstützung der afghanischen Taliban für die TTP verschärft die bilateralen Spannungen zwischen Pakistan und Afghanistan erheblich. Trotz formaler Abkommen kommt es immer wieder zu Grenzkonflikten und Militärschlägen – etwa Luftangriffen Pakistans auf mutmaßliche TTP-Stützpunkte in Afghanistan, welche von den afghanischen Taliban als Verletzung der Souveränität gewertet werden. Diese Militärschläge folgen auf eine Serie von Angriffen der TTP auf pakistanische Einrichtungen, bei denen zahlreiche Sicherheitskräfte getötet wurden.
Die jüngste Phase des Konflikts ist durch das Ende eines seit 2022 bestehenden Waffenstillstands gekennzeichnet, nach dem die TTP ihre Angriffe fortsetzte. Die pakistanische Armee startete daraufhin die Gegenoperationen unter dem Namen „Azm-e-Istkeham“ („Entschlossenheit zur Stabilität“), um gegen innere wie grenzüberschreitende Sicherheitsbedrohungen vorzugehen. Die UN berichtet von 6.000 bis 6.500 Kämpfern der TTP in Afghanistan und warnt vor einem möglichen Zusammenschluss mit anderen Terrorgruppen wie Al-Qaida, was die Gefahr für Pakistan und die Region weiter erhöhen würde.
Politisch betrachtet verdeutlicht der Konflikt eine tiefere strategische Fehlkalkulation Pakistans: Die Hoffnung, dass die Rückkehr der afghanischen Taliban zugunsten Pakistans ausfallen würde, hat sich als trügerisch erwiesen. Stattdessen verschärfen sich die Sicherheitsbedrohungen, die internen Konflikte und die bilateralen Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan weiter, mit potenziell destabilisierten Folgen für Südasien als Ganzes.
Diese Entwicklungen zeigen eindrücklich, dass ohne eine umfassende politische Lösung, welche die langjährigen politischen, ethnischen und sicherheitspolitischen Konflikte adressiert, Pakistan weiterhin mit einer der heftigsten Insurgency-Bedrohungen seit Jahren konfrontiert bleibt. Der anhaltende Aufstand gefährdet nicht nur die Stabilität Pakistans, sondern hat auch weitreichende Implikationen für die regionale Sicherheit im Kontext von Afghanistan, Indien und darüber hinaus.
Die Schweiz gilt traditionell als ein politisch stabiles, sicherheitsorientiertes und international gut vernetztes Land, das weder als Rückzugsort noch als primäres Ziel etablierter terroristischer Organisationen fungiert. Internationale jihadistische Gruppen wie der sogenannte „Islamische Staat“ (IS) oder Al-Qaida richten ihre strategische Aufmerksamkeit überwiegend auf Staaten, die militärisch in Konflikte involviert sind oder eine stark sichtbare außenpolitische Rolle im Nahen Osten einnehmen. Die Schweiz entspricht diesem Profil nicht. Ihre neutrale Außenpolitik, die konsequente internationale Vermittlerrolle sowie das Fehlen größerer militärischer Auslandseinsätze reduzieren die Wahrscheinlichkeit, in den Fokus global agierender Terrornetzwerke zu geraten. Daher wird das Land in der strategischen Ausrichtung dieser Gruppen bislang nicht priorisiert.
Dennoch kann die Bedrohung durch Extremismus nicht vollständig negiert werden. Wie viele europäische Staaten sieht sich auch die Schweiz mit einem heterogenen Spektrum extremistischer Strömungen konfrontiert. Dabei stehen insbesondere islamistische und rechtsextrem-nationalistische Ideologien im Fokus der Sicherheitsbehörden. Trotz des insgesamt niedrigen Risikoprofils kam es in den vergangenen Jahren zu einzelnen sicherheitsrelevanten Vorfällen. Der schwerste terroristische Vorfall war eine tödliche Messerattacke auf einen portugiesischen Staatsbürger, die den seltenen Übergang von Radikalisierung zu tatsächlicher Gewaltbereitschaft verdeutlicht. Die geringe Anzahl solcher Anschläge darf jedoch nicht als Indiz für Abwesenheit von Gefahr missverstanden werden, sondern zeigt vielmehr die Effektivität präventiver Maßnahmen und Überwachungsstrukturen.
Ein zentrales sicherheitsrelevantes Problem bleibt die Radikalisierung von Einzelpersonen und Kleingruppen. Die Schweizer Nachrichtendienste beobachten seit Jahren, dass die Hauptgefahr weniger von großen organisierten Terrorzellen ausgeht, sondern von Individuen mit ideologischer Nähe zu transnationalen jihadistischen Netzwerken. Einige Schweizer Staatsangehörige haben sich in der Vergangenheit IS und Al-Qaida angeschlossen oder militante Ausbildungslager in Konfliktgebieten besucht. Laut aktuellen Einschätzungen des Bundesamts für Nachrichtendienste (FIS) befinden sich rund 100 als hochgefährlich eingestufte extremistische Personen dauerhaft im Land. Diese Zahl umfasst sowohl Rückkehrer aus Krisengebieten als auch Personen, die sich im Inland oder über digitale Plattformen radikalisiert haben. Hinzu kommt eine größere Gruppe von Sympathisanten und Unterstützern, die zwar keine unmittelbare operative Gefahr darstellen, aber durch Online-Aktivitäten, Desinformation und ideologische Verstärkung potenziell zur Radikalisierung beitragen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt zudem der wachsenden Zahl rechtsextremer Akteure. Europäische Sicherheitsbehörden beobachten zunehmend transnationale Vernetzungen rechtsextremer Ideologien, die sich über soziale Medien und informelle Netzwerke verbreiten und auch in der Schweiz Resonanz finden. Die Gefahr besteht hier weniger in komplex geplanten Anschlägen als vielmehr in spontanen Gewalttaten oder Angriffen von Einzelpersonen, die sich ideologisch über Online-Propaganda radikalisiert haben.
Angesichts dieser Risiken hat die Schweiz ihr Sicherheitsdispositiv in den vergangenen Jahren deutlich angepasst. Die Anschläge in Frankreich und Deutschland führten zu einem erhöhten Sicherheitsbewusstsein, insbesondere in touristischen Hotspots, Einkaufszentren, ÖPNV-Knotenpunkten und anderen Orten mit hoher Personenfrequenz. Sicherheitskräfte sind dort präsenter, und die polizeiliche Lagebeurteilung wird regelmäßig aktualisiert. Ein wichtiger Schritt war zudem die Ausweitung der Kompetenzen des FIS durch ein landesweites Referendum: Die Nachrichtendienste erhielten weitreichendere Befugnisse zur Überwachung potenzieller Extremisten, darunter die Nutzung technischer Aufklärungsmethoden, Online-Überwachung und erweiterte Informationsbeschaffung.
Auch im europäischen Kontext spielt die Schweiz eine sicherheitsrelevante Rolle. Obwohl sie kein EU-Mitglied ist, findet eine enge operative und strategische Zusammenarbeit statt. Deutschland und Frankreich, zwei wichtige Nachbarstaaten, haben aufgrund der europäischen Sicherheitslage ihre Grenzkontrollen zur Schweiz zeitweise verstärkt, um die Risiken illegaler Migration, grenzüberschreitender Kriminalität und möglicher terroristischer Mobilität zu reduzieren. Die Schweiz selbst setzt weiterhin auf ein mehrschichtiges Sicherheitsmodell, das präventive Staatsschutzmaßnahmen, Informationsaustausch mit internationalen Partnerdiensten, polizeiliche Präsenz sowie die Bekämpfung von Extremismus im digitalen Raum kombiniert.
Insgesamt bleibt die Schweiz trotz einzelner Vorfälle ein Land mit einem vergleichsweise niedrigen Terrorismusrisiko. Die zentralisierte und zugleich stark professionalisierte Sicherheitsarchitektur, die breite internationale Kooperation und die gesellschaftliche Resilienz tragen wesentlich dazu bei, das Bedrohungsniveau unter Kontrolle zu halten. Die Herausforderung besteht künftig vor allem darin, Radikalisierungsprozesse frühzeitig zu erkennen und die wachsenden digitalen Einflusskanäle extremistischer Ideologien wirksam zu adressieren, ohne dabei die demokratischen Freiheitsrechte unverhältnismäßig einzuschränken.

Zwei mutmaßliche Terroristen festgenommen
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