Terrorismus und Medien

Großveranstaltungen wie Konzerte, Sportereignisse und Festivals sind längst zu bevorzugten Zielen extremistischer Gruppen geworden. Ihre Symbolkraft, die dichte Menschenmenge und die mediale Aufmerksamkeit machen sie zu idealen Schauplätzen für Anschläge, mit denen Terroristen weit über den eigentlichen Tatort hinaus Wirkung erzielen wollen. Vereitelte Anschlagspläne zeigen, wie sich bekannte Taktiken und Techniken in Europa fortsetzen – von improvisierten Sprengsätzen über Fahrzeugattacken bis hin zu Täuschungsmanövern.
Gleichzeitig verlagern extremistische Gruppen ihre Aktivitäten zunehmend ins Digitale: Sie betreiben eine global ausgerichtete, mehrsprachige Propagandamaschinerie, die lose Netzwerke radikalisiert und inspiriert.

Seit dem Terroranschlag der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hat sich nicht nur die militärische Auseinander-setzung verschärft, sondern auch der mediale Kampf um Deutungshoheit. Dabei rückt zunehmend der Iran in den Fokus, der seine ideologische und propagandistische Un-terstützung für die Hamas systematisch ausweitet.
Während Moskau über Jahre durch Russia Today gezielt antiwestliche und antinatoistische Narrative verbreitete, bedient sich Teheran ähnlicher Methoden – mit dem zen-tralen Thema „Israel und der Gazakrieg“. Die Hamas wird dabei nicht nur als militärischer Akteur, sondern als Sym-bolfigur des „antizionistischen Widerstands“ inszeniert, um die geopolitischen Interessen des iranischen Regimes zu legitimieren und auszubauen.

Der vom iranischen Staat kontrollierte Sender Press TV spielt in dieser Strategie eine Schlüsselrolle. Seit seiner Gründung 2007 dient er als internationales Sprachrohr des Regimes. Obwohl der Sender in Europa und den USA teilweise blockiert ist, wird er weiterhin aktiv genutzt, um antiisraelische und antiwestliche Narrative zu verbreiten. Demonstrationen in europäischen Städten werden gezielt medial inszeniert, um ein Bild von globaler Solidarität mit der Hamas zu erzeugen und zugleich Israels Handeln als „Völkermord“ oder „Besatzungsterror“ zu delegitimieren. Diese selektive Berichterstattung verzerrt die Realität: Der Hamas-Terror wird verharmlost oder gar als legitimer Widerstand glorifiziert.

Hamas als ideologische Projektionsfläche

Für den Iran ist die Hamas mehr als nur ein Verbündeter – sie ist ein Instrument der Außenpolitik und der ideolo-gischen Selbstvergewisserung. In der sogenannten „Ach-se des Widerstands“, die neben der Hamas auch die His-bollah und syrische Regimekräfte umfasst, fungiert sie als sunnitischer Brückenkopf in einem ansonsten schiitisch dominierten Bündnissystem. Diese paradoxe Allianz ba-siert nicht auf religiöser Nähe, sondern auf einem ge-meinsamen Feindbild: Israel und den Westen.
Indem iranische Medien wie Press TV und Al Mayadeen die Hamas zu einem heroischen Akteur stilisieren, soll die öffentliche Meinung in Europa beeinflusst und das eigene geopolitische Narrativ gestärkt werden.
In Europa finden sich zunehmend Akteure, die diese Nar-rative aufgreifen oder weiterverbreiten – oft unter dem Deckmantel journalistischer Arbeit oder vermeintlicher Friedensaktivismen.
Diese propagandistische Verflechtung verstärkt den ohne-hin polarisierten Diskurs über den Nahostkonflikt. Gruppen und Influencerinnen, die sich als „pro-palästinensisch“ verstehen, übernehmen zunehmend Narrative, die direkt aus der iranischen Medienstrategie stammen. Dabei verschwimmt die Grenze zwischen legitimer Israelkritik und der Verherrlichung terroristischer Gewalt.

Die Hamas als Werkzeug eines globalen Infor-mationskriegs

Die Hamas ist längst nicht nur eine Terrororganisa-tion mit regionalen Zielen, sondern Teil eines transnationalen Propagandanetzwerks, das vom Iran orchestriert wird. Ihr Kampf wird in Medien, sozialen Netzwerken und auf westlichen Straßen fortgeführt – weniger im Namen der Palästinenser, als im Dienste einer geopolitischen Agenda, die Is-raels Existenz delegitimieren soll.
Die Herausforderung für westliche Gesellschaften liegt darin, zwischen legitimer Kritik an Israels Poli-tik und der gezielten Verbreitung extremistischer Narrative zu unterscheiden. Denn die ideologische Aufwertung der Hamas durch iranische Propaganda gefährdet nicht nur die politische Debatte, sondern trägt auch zur Verrohung des öffentlichen Diskurses und zur Erosion demokratischer Werte bei.

In Nordost-Nigeria setzen jihadistische Gruppen wie Boko Haram zunehmend auf die Social-Media-Plattform TikTok, um ihre Propaganda zu verbreiten und gezielt junge Menschen für ihre Kämpfer zu rekrutieren.

Die Nutzung von TikTok stellt für Sicherheitskräfte eine neue Herausforderung dar, da die Live-Übertragungen schwer zu überwachen und zu löschen sind. Zwar wurden einige der einschlägigen Accounts entfernt, doch viele bleiben aktiv und erreichen eine breite junge Zielgruppe. Experten erklären, dass die Terroristen bewusst auf TikTok setzen, weil die Plattform besonders bei Jugendlichen beliebt ist und sie so ihre Botschaften in einer für junge Menschen verständlichen und ansprechenden Sprache vermitteln können.

Analysten sehen in der offenen Präsenz der Terroristen auf TikTok eine bewusste Strategie, um Stärke zu demonstrieren und ihre Gegner einzuschüchtern. Während Boko Haram mit direkter Ansprache und ungeschliffener Propaganda arbeitet, verfolgt die rivalisierende Gruppe „Islamic State West Africa Province“ (ISWAP) eine professionellere Kommunikationsstrategie.

TikTok selbst betont, dass gewaltverherrlichende und hasserfüllte Inhalte auf der Plattform keinen Platz haben und arbeitet mit der UN-Initiative „Tech Against Terrorism“ zusammen, um extremistische Inhalte schneller zu erkennen und zu entfernen. Dennoch zeigt die Situation, wie soziale Medien zunehmend zum Schlachtfeld im Kampf gegen Terrorismus werden – mit weitreichenden Folgen für die Sicherheit in Nigeria und der gesamten Region.

Trotz internationaler Sanktionen und mehrfacher Warnungen akzeptiert die Social-Media-Plattform X weiterhin Zahlungen von Konten, die mutmaßlich mit Terrororganisationen wie der Hisbollah, den Huthi-Rebellen sowie Milizen im Irak und Syrien in Verbindung stehen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der gemeinnützigen Tech Transparency Project hervor, der aufzeigt, dass über 200 solcher Accounts ein kostenpflichtiges Verifizierungsabzeichen – den sogenannten „blauen Haken“ – erhalten haben.

Mit dem Abo, das monatlich 8 Dollar kostet, sichern sich diese Nutzer nicht nur das begehrte Symbol, sondern auch Vorteile wie größere Reichweite im Algorithmus, die Möglichkeit, längere Beiträge und Videos zu veröffentlichen sowie weitere Premium-Funktionen. Laut den Autoren des Berichts nutzen die betreffenden Gruppen diese Optionen gezielt, um Propaganda und lange Videoinhalte zu verbreiten und ihre Reichweite zu erhöhen.

Bereits 2024 Jahr hatte die Organisation aufgedeckt, dass X 28 Konten von sanktionierten Gruppen mit blauen Haken ausgestattet hatte. Die Plattform reagierte damals mit der Entfernung einiger Abzeichen und der Sperrung bestimmter Accounts. Doch innerhalb weniger Wochen erhielten zahlreiche dieser Profile ihre Verifizierung zurück und konnten sie bis heute behalten. Inzwischen ist die Zahl der betroffenen Accounts laut Bericht auf über 200 gestiegen.

Besonders problematisch: Einige dieser Accounts sind als „ID-verifiziert“ gekennzeichnet, was bedeutet, dass sie zur Identitätsprüfung einen amtlichen Ausweis und ein Selfie vorlegen mussten. So verfügt etwa das Konto des Hisbollah-Generalsekretärs Hassan Nasrallah über ein solches Abzeichen und erreicht Zehntausende Follower. Auch mehrere hochrangige Huthi-Vertreter aus dem Jemen zahlen laut Bericht für ihre Verifizierung und nutzen X zur Verbreitung von Propaganda und zur Spendensammlung, etwa durch Kryptowährungen.

Die Plattform X betont, dass ihre Richtlinien den Erwerb von Verifizierungsabzeichen durch Terrororganisationen verbieten und Zahlungen von sanktionierten Gruppen grundsätzlich nicht zulässig seien. Wie es dennoch zu den zahlreichen Verifizierungen kommt, bleibt unklar. Seit der Übernahme durch Elon Musk 2022 wurde das frühere, auf Identitätsprüfung basierende Verifizierungssystem abgeschafft und durch ein rein bezahltes Abo-Modell ersetzt.

Weder X noch das US-Finanzministerium äußerten sich bislang zu den aktuellen Vorwürfen. Experten sehen in der Praxis ein erhebliches Risiko für die Verbreitung extremistischer Inhalte und werfen X vor, die Kontrolle über die Vergabe von Verifizierungsabzeichen verloren zu haben.