Hayat Tahrir Al-Shame
Islamistisches Online-Dating ermöglicht Flucht aus syrischen Internierungslagern
15.10.2024 | Seit der Niederschlagung des sogenannten Kalifats des „Islamischen Staates“ (IS) halten die kurdischen Kräfte im Nordosten Syriens Zehntausende von Anhängern der Terrororganisation fest. Das größte und berüchtigtste Lager al-Hol beherbergt mehr als 40.000 Bewohner aus 40 verschiedenen Nationen, wobei weit mehr als die Hälfte minderjährig ist.
Die syrischen Kurden fordern seit Jahren die Herkunftsländer auf, ihre Staatsbürger zurückzunehmen und zu reintegrieren oder für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen. Jedoch zeigen die meisten Staaten aus Sicherheitsbedenken wenig Interesse daran.
Neue Recherchen decken nun einen alternativen Fluchtweg auf: Über soziale Netzwerke hat sich eine Art jihadistisches Online-Dating etabliert. IS-Sympathisantinnen werden mit Gleichgesinnten in Drittländern in Kontakt gebracht, mit dem Ziel, einen Ehepartner zu finden, der ihre Flucht aus dem Lager ermöglicht.Die Ehen werden angeblich per Telefon unter Zuschaltung eines Imams geschlossen. Anschließend erhalten die Frauen finanzielle Unterstützung, die ihren Status im Lager verbessert.
Für den Transport von al-Hol über die syrische Region Idlib bis zur türkischen Grenzstadt Reyhanli werden etwa 25.000 Euro verlangt. Die Region Idlib, kontrolliert vom Jihadistenbündnis „Hayat Tahrir al-Sham“ (HTS), dient als wichtiger Übergang Richtung Türkei.
Dutzende syrische Soldaten bei Anschlag getötet
Die „Hajat Tahrir al-Scham“ (HTS) ging aus der Terrororganisation al-Qaida hervor und operierte ab 2012 unter dem Namen Dschabhat al-Nusra (Nusra-Front).
2016 sagte sich die Gruppe von al-Qaida los und benannte sich in Dschabhat Fatah al-Scham (Eroberungsfront der Levante) um.
2017 formierte sie sich mit anderen, vor allem islamistischen Milizen, zur Allianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS; Komitee zur Befreiung der Levante) und konzentrierte sich seitdem auf den Machterhalt in der Nordwestprovinz Idlib. Die USA und andere Staaten listen die HTS als Terrororganisation, sie genießt jedoch die Unterstützung der Türkei.
Obwohl die HTS sich als legale politische und militärische Entität präsentiert, erhielt sie öffentliche Glückwünsche von verschiedenen al-Qaeda-Fraktionen, einschließlich AQIS, JNIM und AQIM, was ihre anhaltenden Bindungen an globale Dschihadistennetzwerke unterstreicht.
