Hisbollah

Die libanesische Regierung plant, die bewaffnete schiitische Miliz Hisbollah bis Ende des Jahres zu entwaffnen und in eine rein politische Partei umzuwandeln. Die Initiative stößt auf massiven Widerstand der Miliz, deren Chef Naim Kassim in einer Videoansprache die Entwaffnung als „sündhafte Entscheidung“ verurteilte. Er betonte, die Waffen seien „unsere Seele, unsere Ehre, unser Land und die Zukunft unserer Kinder“. Kassim fordert zugleich ein Ende der israelischen Aggressionen und den Rückzug der israelischen Armee aus dem Libanon als Voraussetzung für jede Lösung.

Die Hisbollah geriet nach der Niederlage im Krieg gegen Israel Ende 2023 und dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien in eine strategisch schwierige Lage. Der Krieg verursachte Schäden von rund elf Milliarden US-Dollar und traf die finanziellen Grundlagen der Miliz. Dennoch verfügt die Hisbollah weiterhin über internationale Unterstützer, insbesondere aus dem Iran, und generiert Einnahmen durch Drogenhandel, Geldwäsche und Spenden weltweit. Trotz der ökonomischen Einschränkungen bleibt die militärische und politische Schlagkraft der Organisation bestehen.

Historisch erhielt die Hisbollah nach dem libanesischen Bürgerkrieg von 1990 das alleinige Recht zur Bewaffnung, um die israelische Präsenz im Südlibanon zu bekämpfen. Nach dem Rückzug Israels im Jahr 2000 wuchs jedoch das Waffenarsenal der Miliz weiter, unterstützt durch den Iran, und führte zu Kriegen 2006 und 2023. Gleichzeitig repräsentiert die Hisbollah als wichtigste Vertretung der Schiiten im Libanon etwa ein Viertel der Bevölkerung, was sie politisch stark macht.
Die libanesische Regierung setzt auf die Unterstützung der USA, um den Einfluss des Iran und der Hisbollah einzudämmen. US-Präsident Donald Trump plant, Milliarden in den Wiederaufbau des Libanon zu investieren, insbesondere im Südlibanon, um Wohlstand zu schaffen und die Unterstützung für die Hisbollah in der Bevölkerung zu reduzieren. Saudi-Arabien und Katar sollen ebenfalls in wirtschaftliche Projekte einbezogen werden, um eine Art Pufferzone zwischen Israel und dem Libanon zu schaffen.

Das Gelingen des Plans hängt nicht nur von der Kooperation Israels ab, das bereit ist, seine Truppen schrittweise zurückzuziehen, sondern auch von Syrien, dessen neue Machthaber versöhnliche Signale senden, um einen konfessionellen Krieg im Libanon zu verhindern. Syriens Übergangspräsident Ahmad al-Scharaa betonte, dass Krieg die „leichteste Option“ gewesen wäre, sich jedoch bewusst gegen militärische Schritte gegen die Hisbollah entschieden habe, um die fragile Stabilität der Region zu wahren.