11.10.2025 | Infolge zunehmender Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan ist es an der gemeinsamen Grenze zu schweren Gefechten gekommen. Auslöser der jüngsten Eskalation ist die Präsenz und Unterstützung der “Tehreek-e Taliban Pakistan” (TTP) auf afghanischem Territorium. Die islamistische Gruppierung, die seit Jahren einen blutigen Aufstand gegen den pakistanischen Staat führt, nutzt nach pakistanischen Angaben das Nachbarland als Rückzugs- und Operationsbasis.
Nach übereinstimmenden Berichten griffen afghanische Truppen mehrere pakistanische Grenzposten Beide Seiten meldeten schwere Verluste. Während die pakistanische Armee erklärte, über 200 Taliban- und TTP-Kämpfer getötet zu haben, sprachen Taliban-Quellen von 58 gefallenen pakistanischen Soldaten.
Die pakistanische Regierung wirft dem Taliban-Regime in Kabul erneut vor, der TTP logistische und militärische Unterstützung zu gewähren. Nach Erkenntnissen der pakistanischen Sicherheitsbehörden sollen die jüngsten Angriffe dazu gedient haben, TTP-Einheiten den Zugang nach Pakistan zu erleichtern. Deren Infiltrationsversuch sei jedoch gescheitert. Die Taliban bezeichneten ihrerseits die Gefechte als Vergeltung für mutmaßliche pakistanische Luftangriffe in Kabul, bei denen mehrere Explosionen gemeldet wurden.
Nach Informationen aus Sicherheitskreisen richteten sich die Luftschläge gegen den TTP-Führer Noor Wali Mehsud, dessen Tod bislang unbestätigt ist. Seit Ende 2024 fliegt die pakistanische Armee wiederholt Angriffe auf mutmaßliche TTP-Stellungen in Afghanistan, bislang jedoch selten so tief im afghanischen Kernland wie diesmal.
03.09.2025 | Russland stuft den” Islamischen Staat in der Provinz Khorasan” (IS-Khorasan) als die gefährlichste internationale Terrororganisation ein. Laut dem russischen Sondergesandten für Afghanistan, Zamir Kabulov, stellt IS-Khorasan die größte Bedrohung dar, während andere Gruppen wie die Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP) und die “Ostturkestanische Islamische Bewegung “(ETIM) ebenfalls ernsthafte Gefahren für die Region darstellen.
Kabulov erklärte weiter, dass Russland Afghanistan bei der Bekämpfung des Terrorismus unterstützen sollte, um die Sicherheit in der Region zu gewährleisten. Er betonte auch, dass die Entscheidung, das Islamische Emirat Afghanistan anzuerkennen, nicht nur auf wirtschaftlichen oder politischen Überlegungen beruhe, sondern auch sicherheitspolitische Gründe habe.
Die jüngste Analyse zum stärksten Taliban-Aufstand Pakistans seit einem Jahrzehnt verdeutlicht eine eskalierende Sicherheitskrise in der Region. Nachdem Pakistan in den 2010er Jahren mit US-Unterstützung die Taliban weitgehend unter Kontrolle gebracht hatte, erlebt das Land nun eine Renaissance des Aufstands, die vor allem durch den Einfluss und die Unterstützung der afghanischen Taliban aus Afghanistan angeheizt wird.
In den letzten Monaten haben die “Tehreek-e-Taliban” (TTP) eine intensive Guerillakampagne gegen Sicherheitskräfte geführt, was zu hohen Verlusten in den Reihen des Militärs, massiven Vertreibungen der Zivilbevölkerung und wachsender Unzufriedenheit unter der Bevölkerung in den betroffenen Grenzgebieten führte. Pakistan reagiert mit Drohnenangriffen und gezielten Militäroperationen, doch die Lage bleibt angespannt. Die geografisch schwer zugänglichen westlichen Regionen Pakistans, angrenzend an Afghanistan, sind zudem ein Rückzugsgebiet für islamistische Kämpfer, darunter auch Gruppen des “Islamischen Staates” (IS), was die Sicherheitslage weiter verkompliziert.
Die Zusammenarbeit und Unterstützung der afghanischen Taliban für die TTP verschärft die bilateralen Spannungen zwischen Pakistan und Afghanistan erheblich. Trotz formaler Abkommen kommt es immer wieder zu Grenzkonflikten und Militärschlägen – etwa Luftangriffen Pakistans auf mutmaßliche TTP-Stützpunkte in Afghanistan, welche von den afghanischen Taliban als Verletzung der Souveränität gewertet werden. Diese Militärschläge folgen auf eine Serie von Angriffen der TTP auf pakistanische Einrichtungen, bei denen zahlreiche Sicherheitskräfte getötet wurden.
Die jüngste Phase des Konflikts ist durch das Ende eines seit 2022 bestehenden Waffenstillstands gekennzeichnet, nach dem die TTP ihre Angriffe fortsetzte. Die pakistanische Armee startete daraufhin die Gegenoperationen unter dem Namen „Azm-e-Istkeham“ („Entschlossenheit zur Stabilität“), um gegen innere wie grenzüberschreitende Sicherheitsbedrohungen vorzugehen. Die UN berichtet von 6.000 bis 6.500 Kämpfern der TTP in Afghanistan und warnt vor einem möglichen Zusammenschluss mit anderen Terrorgruppen wie Al-Qaida, was die Gefahr für Pakistan und die Region weiter erhöhen würde.
Politisch betrachtet verdeutlicht der Konflikt eine tiefere strategische Fehlkalkulation Pakistans: Die Hoffnung, dass die Rückkehr der afghanischen Taliban zugunsten Pakistans ausfallen würde, hat sich als trügerisch erwiesen. Stattdessen verschärfen sich die Sicherheitsbedrohungen, die internen Konflikte und die bilateralen Spannungen zwischen Afghanistan und Pakistan weiter, mit potenziell destabilisierten Folgen für Südasien als Ganzes.
Diese Entwicklungen zeigen eindrücklich, dass ohne eine umfassende politische Lösung, welche die langjährigen politischen, ethnischen und sicherheitspolitischen Konflikte adressiert, Pakistan weiterhin mit einer der heftigsten Insurgency-Bedrohungen seit Jahren konfrontiert bleibt. Der anhaltende Aufstand gefährdet nicht nur die Stabilität Pakistans, sondern hat auch weitreichende Implikationen für die regionale Sicherheit im Kontext von Afghanistan, Indien und darüber hinaus.