25.06.2025 | Das Profil von Terrorverdächtigen in Europa verändert sich laut einem aktuellen Bericht der europäischen Polizeiorganisation Europol deutlich. Im Jahr 2024 war fast jeder dritte Tatverdächtige unter 20 Jahre alt, der jüngste sogar erst 12. Besonders auffällig ist der hohe Anteil Minderjähriger: Von 133 festgenommenen Jugendlichen waren 70 unter 18 Jahre alt. Die meisten jungen Verdächtigen wurden im Zusammenhang mit jihadistischem Terrorismus festgenommen, gefolgt von rechtsextremen Gruppierungen.
Europol betont, dass Online-Kultgemeinschaften und digitale Plattformen eine zentrale Rolle bei der Radikalisierung spielen. In diesen Netzwerken werden Bilder extremer Gewalt verbreitet, Opfer erpresst und junge Menschen gezielt zu Gewalttaten angestiftet. Die Grenzen zwischen verschiedenen extremistischen Ideologien verschwimmen zunehmend – so gibt es Überschneidungen zwischen jihadistischen und rechtsextremen Gruppen. Die Täter agieren oft isoliert oder in kleinen Zellen, sind psychisch verwundbar und sozial isoliert. Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und innovativen Technologien erleichtert zudem die Verbreitung extremistischer Propaganda und erschwert die Arbeit der Sicherheitsbehörden.
Die Zahl der terroristischen Anschläge ist im Jahr 2024 gestiegen: Insgesamt wurden 58 Angriffe in der EU verzeichnet, davon 24 mit jihadistischem Hintergrund. Jihadistischer Terrorismus blieb die tödlichste Form, mit fünf Todesopfern und 18 Verletzten.
Europol. (2025, 24. Juni). European Union Terrorism Situation and Trend Report 2025 (TE-SAT). https://www.europol.europa.eu/cms/sites/default/files/documents/EU_TE-SAT_2025.pdf [Aufgerufen am 25.06.2025].
Anadolu Ajansı. (2025, Juni 25). FETÖ operasyonunda 160’tan fazla asker gözaltına alındı. https://www.aa.com.tr/tr/gundem/feto-operasyonunda-160tan-fazla-asker-gozaltina-alindi/3276540 [Aufgerufen am 25.06.2025].
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Die Anschläge des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) auf das iranische Parlament und das Mausoleum von Ayatollah Ruhollah Khomeini markieren den ersten direkten Angriff der Terrormiliz auf iranischem Boden. Sie ereignen sich in einer Phase, in der das selbsternannte Kalifat des IS – das sich über Teile Syriens und des Irak erstreckt – unter massivem militärischem Druck steht. Die Attentate sollen demonstrieren, dass der IS trotz dieser Rückschläge über Schlagkraft und strategische Reichweite verfügt.
Zugleich inszeniert sich die Gruppe einmal mehr als „Verteidiger der Sunniten“ und als radikale Speerspitze im konfessionellen Konflikt mit den Schiiten. Während Staaten wie die USA oder Saudi-Arabien den Iran politisch und rhetorisch als destabilisierende Kraft im Nahen Osten brandmarken, ist es bislang allein dem IS gelungen, die Islamische Republik mit solcher Wucht direkt anzugreifen. Dass eine nichtstaatliche Terrororganisation handelt, wo Staaten nur drohen, dürfte dem IS nicht nur neue Kämpfer, sondern auch Unterstützung von finanzstarken sunnitischen Geldgebern im Golfraum sichern.
Der Anschlag in der iranischen Hauptstadt offenbart zudem die fortbestehende operative Stärke der Organisation. Die Fähigkeit, komplexe, koordinierte Anschläge auszuführen – trotz erhöhter Überwachung und Gegenmaßnahmen – belegt, dass der IS weiterhin über ein wirksames Netzwerk verfügt. Damit bringt die Gruppe den Krieg auf iranischen Boden zurück – in einem Ausmaß, wie es zuletzt während des Iran-Irak-Krieges in den 1980er Jahren der Fall war. Was damals Saddam Husseins reguläre Armee leistete, vermag heute eine transnationale Terrororganisation.
Auch im internen Wettbewerb mit al-Qaida, die sich im Verborgenen neu formiert, stellen die Anschläge einen symbolischen Propagandaerfolg dar. Während al-Qaida über Jahre hinweg in taktische Arrangements mit dem iranischen Regime verstrickt war, präsentiert sich der IS als kompromissloser Gegner Teherans. Selbst wenn das Kalifat im Irak und Syrien zusammenbricht, kann der IS durch die Ausweitung seiner Aktionsräume und eine Rückkehr zu seinen terroristischen Wurzeln seine Existenz sichern – ganz nach dem Vorbild von al-Qaida, aber mit ungleich höherer operativer Reichweite.