Terrorismus und Medien

 In Nordost-Nigeria setzen jihadistische Gruppen wie Boko Haram zunehmend auf die Social-Media-Plattform TikTok, um ihre Propaganda zu verbreiten und gezielt junge Menschen für ihre Kämpfer zu rekrutieren.

Die Nutzung von TikTok stellt für Sicherheitskräfte eine neue Herausforderung dar, da die Live-Übertragungen schwer zu überwachen und zu löschen sind. Zwar wurden einige der einschlägigen Accounts entfernt, doch viele bleiben aktiv und erreichen eine breite junge Zielgruppe. Experten erklären, dass die Terroristen bewusst auf TikTok setzen, weil die Plattform besonders bei Jugendlichen beliebt ist und sie so ihre Botschaften in einer für junge Menschen verständlichen und ansprechenden Sprache vermitteln können.

Analysten sehen in der offenen Präsenz der Terroristen auf TikTok eine bewusste Strategie, um Stärke zu demonstrieren und ihre Gegner einzuschüchtern. Während Boko Haram mit direkter Ansprache und ungeschliffener Propaganda arbeitet, verfolgt die rivalisierende Gruppe „Islamic State West Africa Province“ (ISWAP) eine professionellere Kommunikationsstrategie.

TikTok selbst betont, dass gewaltverherrlichende und hasserfüllte Inhalte auf der Plattform keinen Platz haben und arbeitet mit der UN-Initiative „Tech Against Terrorism“ zusammen, um extremistische Inhalte schneller zu erkennen und zu entfernen. Dennoch zeigt die Situation, wie soziale Medien zunehmend zum Schlachtfeld im Kampf gegen Terrorismus werden – mit weitreichenden Folgen für die Sicherheit in Nigeria und der gesamten Region.

Trotz internationaler Sanktionen und mehrfacher Warnungen akzeptiert die Social-Media-Plattform X weiterhin Zahlungen von Konten, die mutmaßlich mit Terrororganisationen wie der Hisbollah, den Huthi-Rebellen sowie Milizen im Irak und Syrien in Verbindung stehen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der gemeinnützigen Tech Transparency Project hervor, der aufzeigt, dass über 200 solcher Accounts ein kostenpflichtiges Verifizierungsabzeichen – den sogenannten „blauen Haken“ – erhalten haben.

Mit dem Abo, das monatlich 8 Dollar kostet, sichern sich diese Nutzer nicht nur das begehrte Symbol, sondern auch Vorteile wie größere Reichweite im Algorithmus, die Möglichkeit, längere Beiträge und Videos zu veröffentlichen sowie weitere Premium-Funktionen. Laut den Autoren des Berichts nutzen die betreffenden Gruppen diese Optionen gezielt, um Propaganda und lange Videoinhalte zu verbreiten und ihre Reichweite zu erhöhen.

Bereits 2024 Jahr hatte die Organisation aufgedeckt, dass X 28 Konten von sanktionierten Gruppen mit blauen Haken ausgestattet hatte. Die Plattform reagierte damals mit der Entfernung einiger Abzeichen und der Sperrung bestimmter Accounts. Doch innerhalb weniger Wochen erhielten zahlreiche dieser Profile ihre Verifizierung zurück und konnten sie bis heute behalten. Inzwischen ist die Zahl der betroffenen Accounts laut Bericht auf über 200 gestiegen.

Besonders problematisch: Einige dieser Accounts sind als „ID-verifiziert“ gekennzeichnet, was bedeutet, dass sie zur Identitätsprüfung einen amtlichen Ausweis und ein Selfie vorlegen mussten. So verfügt etwa das Konto des Hisbollah-Generalsekretärs Hassan Nasrallah über ein solches Abzeichen und erreicht Zehntausende Follower. Auch mehrere hochrangige Huthi-Vertreter aus dem Jemen zahlen laut Bericht für ihre Verifizierung und nutzen X zur Verbreitung von Propaganda und zur Spendensammlung, etwa durch Kryptowährungen.

Die Plattform X betont, dass ihre Richtlinien den Erwerb von Verifizierungsabzeichen durch Terrororganisationen verbieten und Zahlungen von sanktionierten Gruppen grundsätzlich nicht zulässig seien. Wie es dennoch zu den zahlreichen Verifizierungen kommt, bleibt unklar. Seit der Übernahme durch Elon Musk 2022 wurde das frühere, auf Identitätsprüfung basierende Verifizierungssystem abgeschafft und durch ein rein bezahltes Abo-Modell ersetzt.

Weder X noch das US-Finanzministerium äußerten sich bislang zu den aktuellen Vorwürfen. Experten sehen in der Praxis ein erhebliches Risiko für die Verbreitung extremistischer Inhalte und werfen X vor, die Kontrolle über die Vergabe von Verifizierungsabzeichen verloren zu haben.