Al-Qaida

Al‑Qaida gehört zu den wenigen Terrororganisationen, die trotz jahrzehntelanger Verfolgung, militärischer Interventionen und interner Rückschläge eine bemerkenswerte Überlebensfähigkeit gezeigt haben. Gegründet 1988 in Peshawar von Osama bin Laden und einer kleinen Gruppe arabischer Kämpfer, begann Al‑Qaida ursprünglich als „Basis“ – eine organisatorische Struktur zur Koordination internationaler Kämpfer.

Mit den Anschlägen vom 11. September 2001 erreichte die Gruppe ihren Höhepunkt an weltweiter Aufmerksamkeit, doch die nachfolgenden militärischen Operationen, insbesondere in Afghanistan und im Irak, führten nicht zu ihrer endgültigen Zerschlagung. Im Gegenteil, diese Interventionen stärkten in Teilen der islamischen Welt die Wahrnehmung von westlicher Aggression und ließen Al‑Qaida als vermeintlich legitimen Widerstand erscheinen.

Ein entscheidender Faktor für die Langlebigkeit der Organisation war ihre strategische Anpassungsfähigkeit. Nach dem Tod von Bin Laden 2011 leitete Ayman al‑Zawahiri einen Wandel ein, der die Gruppe von spektakulären Angriffen auf ferne Feinde hin zu dezentralisierten Operationen und lokaler Einbindung führte. Diese Anpassung ermöglichte es Al‑Qaida, Netzwerke in instabilen Regionen aufzubauen und lokale Konflikte für ihre ideologischen Ziele zu nutzen, während die internationale Aufmerksamkeit gleichzeitig vom Aufstieg des Islamischen Staates abgelenkt wurde. Während der sogenannte “Islamische Staat” (IS) durch spektakuläre Gewaltaktionen mediale Dominanz erlangte, konnte Al‑Qaida als vermeintlich stabilere, strategischere Kraft auftreten – weniger rücksichtslos, dafür nachhaltig und langfristig ausgerichtet.

Die Langlebigkeit von Al‑Qaida zeugt, dass nicht nur militärischer Stärke, sondern eine Kombination aus ideologischer Kohärenz, organisatorischer Flexibilität und der Fähigkeit, auf politische und soziale Dynamiken zu reagieren notwendig ist, um dauerhaft fortzubestehen. Al‑Qaida demonstriert eindrucksvoll, dass sich Terrorgruppen an veränderte Bedingungen anpassen können und ihre Relevanz langfristig erhalten, selbst wenn sie geschwächt erscheinen.

Aus diesem Grund reichen militärische Interventionen allein reichen nicht aus, um solche Gruppen zu eliminieren; ein tiefes Verständnis für lokale Strukturen, Governance-Defizite und gesellschaftliche Ursachen von Extremismus ist entscheidend.

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Im Juli 2025 wurde in Westafrika ein Rückgang der registrierten jihadistischen Anschläge verzeichnet, mit insgesamt 101 Angriffen, die etwa 570 Todesopfer forderten – vor allem Zivilisten, Sicherheitskräfte und Mitglieder lokaler Milizen. Dieser Rückgang sollte jedoch nicht als Nachlassen der Bedrohung interpretiert werden, sondern als strategische und taktische Umorientierung der Gruppen in der Region.

Die Gruppe “Jamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin” (JNIM) bleibt der dominierende Akteur und ist für über 60 % der Angriffe verantwortlich, insbesondere in Burkina Faso, Mali, Niger und Togo. Die Angriffe umfassen Hinterhalte, Sprengfallen (IEDs), Schusswechsel und gezielte Tötungen, mit einem hohen Anteil ziviler Opfer. Parallel intensiviert der “Islamische Staat in Westafrika” (IS-WA) zusammen mit seiner nigerianischen Niederlassung seine Aktivitäten in Niger, Nigeria, Tschad und Kamerun, wobei der Schwerpunkt auf Angriffen gegen Zivilisten liegt.

Im Maghreb war die jihadistische Aktivität im Juli begrenzt, jedoch gab es vereinzelte Vorfälle in Algerien und Libyen. In Algerien übergaben zwei Mitglieder von AQMI sich freiwillig an das Militär, während in Libyen drei IS-nahe Zellen im Süden des Landes durch Geheimdienste neutralisiert wurden. Diese Zellen waren in Rekrutierung, Menschenhandel und Geldwäsche aktiv, was auf eine fortbestehende Präsenz jihadistischer Netzwerke hinweist.

Ein wichtiger politischer Schritt war die Konsolidierung der Sahel-Staaten-Allianz (AES) durch einen Vertrag, der eine Verteidigungs- und Unterstützungsgemeinschaft begründet. Dies könnte Spannungen mit der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) erzeugen und Länder wie Ghana oder die Elfenbeinküste isolieren, wodurch Instabilität begünstigt wird.

JNIM verlagert seine Aktivitäten zudem strategisch nach Süden und Westen in Mali und Burkina Faso, mit koordinierten Hinterhalten nahe der Grenze zu Senegal und zunehmender territorialer Kontrolle. Dies erhöht das Risiko einer Ausbreitung von Gewalt auf Mauritanien, Guinea und Senegal.

Trotz intensiver militärischer Einsätze auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene gelingt es bislang nicht, die Terrorgruppe Boko Haram endgültig zu neutralisieren. Die Organisation entstand 2009 im nigerianischen Bundesstaat Borno, hat aber ihr Einflussgebiet deutlich auf Nachbarstaaten wie Niger, Tschad und Kamerun ausgeweitet. Dabei wird die Gewalt durch interne Fraktionskämpfe nicht geschwächt: Die Gruppe ist in eine al-Qaida-nahe und eine IS-gestützte Fraktion zerfallen, die sich gegenseitig Konkurrenz machen, jedoch weiterhin systematisch Anschläge verüben.

Im August 2025 zeigte sich ein besorgniserregender Trend: Obwohl die Gesamtzahl der Angriffe leicht zurückging, stieg die Zahl der Todesopfer erheblich auf 338. Entführungen werden weiterhin routinemäßig als Mittel zur Finanzierung, zur Erpressung und zur Machtdemonstration eingesetzt, was die humanitäre Lage in der Region zusätzlich verschärft.

Die Gründe für das Fortbestehen von Boko Haram sind vielschichtig. Politische Instabilität und Korruption in Nigeria schwächen staatliche Kontrollmechanismen. Gleichzeitig verschärfen ethnische und religiöse Spannungen die Verwundbarkeit der Gesellschaften. Die multilaterale Bekämpfung durch die „Multinationale Joint Task Force“ bleibt fragmentiert: Finanzielle Engpässe, logistische Schwierigkeiten und politische Interessenskonflikte der beteiligten Staaten verhindern eine konsequente, koordinierte Strategie. Grenzüberschreitende kriminelle Netzwerke und die Einmischung internationaler Akteure erschweren darüber hinaus die Bekämpfung der Gruppe.

Die andauernde Gewalt hat massive Auswirkungen auf die betroffenen Bevölkerungen. Unsichere Lebensverhältnisse, zerstörte Infrastruktur und die ständige Bedrohung durch Entführungen oder Anschläge erschweren Entwicklung und Stabilität erheblich. Ohne umfassende Reformen, stärkere regionale Zusammenarbeit und die Einbindung der lokalen Bevölkerung bleibt die Region ein dauerhaftes Sicherheitsrisiko.

Zusammenfassend zeigt die Lage, dass militärische Mittel allein nicht ausreichen. Nur durch eine Kombination aus politischer Stabilisierung, Korruptionsbekämpfung, sozialer Integration und verbesserter grenzüberschreitender Kooperation kann die langfristige Bedrohung durch Boko Haram wirksam eingedämmt werden.