Boko Haram wird weiterhin Schulen angreifen
21.05.21 | Boko Haram war bis zur Entführung 276 Schulmädchen aus Chibok im Bundesstaat Borno im Jahr 2014 außerhalb Nigerias weitgehend unbekannt. Mittlerweile haben Boko Haram Mitglieder vor allem im Norden Nigerias wiederholt Bildungseinrichtungen angegriffen, insbesondere solche, die einen säkularen Lehrplan unterrichten. Nach Angaben des Internationalen Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen haben Boko-Haram-Kämpfer bislang mindestens 2.295 Lehrer getötet, Hunderte von Schülern entführt und rund 1.400 Schulen, vor allem im Nordosten Nigerias, zerstört.
Der Anführer von Boko Haram, Abubakar Shekau, hat nie einen Hehl aus seiner Verachtung für formale Bildung gemacht. Noch bevor die Gruppe mit der Entführung von Schülern begann, warnte er, dass sie “nicht zulassen werden, dass verfälschte konventionelle Bildung (Boko) die islamischen Lehren ersetzt”, und er bekräftigte diese Worte während einer Erklärung, in der er die Verantwortung für die Entführungen in Chibok 2014 übernahm, als er sagte: “Westliche Bildung sollte enden.
Doch geht es Boko Haram längst nicht mehr um die Ideologie und den Kampf gegen den Einfluss einer anti-islamischen Bildung, vielmehr haben sich die Entführungen zu einem Wirtschaftszweig entwickelt, welcher der Boko Haram hilft, durch Lösegeldzahlungen Geld für ihre breit angelegten Operationen im Norden Nigerias zu sammeln. Solange sich verzweifelte Bundes- und Landesregierungen auf Verhandlungen einlassen und Forderungen nachgeben, wird dies Boko Haram und die mit ihr verbündeten Gruppen ermutigen, neue Schulen ins Visier zu nehmen.
Dabei profitiert Boko Haram auch von der Instabilität und der öffentlichen Wut viele Menschen auf die Regierung, die nicht in der Lage ist, im Nordwesten von Nigeria den Aktivitäten der Boko Haram einhalten zu gebieten.
Nach der „Chibok-Entführung“ versuchte die nigerianische Regierung zunächst in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen die Initiative “Sichere Schulen” umzusetzen. Sie sah Maßnahmen vor, wie die Verlegung von Schülern aus gefährdeten Gebieten in Schulen in sichereren Teilen des Landes und die Verpflichtung, die Schulen mit Zäunen und Sicherheitspersonal zu schützen. Anfängliche Fortschritte, darunter die Verlegung von mehr als 2.000 Schülern aus Schulen im Nordosten des Landes in andere, sicherere Gebiete, kamen jedoch ins Stocken.
Wenn Boko Haram und ihre Verbündeten weiterhin Schulen im Nordwesten Nigerias ins Visier nehmen, könnte sie ihr Ziel erreichen und die Bildung in der Region – in der bereits fast 40 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter nicht zur Schule gehen – zum Erliegen bringen. Da Boko Haram zunehmend seine Macht im Nordwesten des Landes festigt, ist von dieser Entwicklung durchaus auszugehen.