
Das Wiedererstarken des Islamischen Staat
Warum es falsch ist, Anhänger des IS in syrischen Gefängnissen sich selbst zu überlassen
Dass der IS nach seiner Niederlage Anfang 2019 als Untergrundbewegung wieder erstarken konnte, liegt auch am Beharren der dominierenden kurdischen Milizpartei, jene von ihr eroberten arabischen Gebiete weiterhin zu beherrschen. Deren Bewohner fühlen sich als Menschen zweiter Klasse behandelt, sie lassen den IS im Zweifel gewähren. Doch der Kernbrennstoff des IS-Furors sind die riesigen Gefängnisse und Lager in dem Gebiet, in denen laut kurdischer Behörden immer noch mehr als 12.000 IS-Anhänger festsitzen, darunter auch Frauen und Kinder, die vielfach nicht vor Ort vor Gericht gestellt werden, nicht resozialisiert werden – weil sie Ausländer sind. Schon vor zwei Jahren präsentierten die Kurden bereitwillig die völlig überfüllten Horrorknäste, sprachen von Zeitbomben und baten inständig darum, dass die mehr als 30 Herkunftsstaaten ihre ausgereisten Terroristen wieder zurücknehmen mögen, unter ihnen sind auch mehrere Dutzend Deutsche. [1]
[1] Vgl. Reuter, Christoph (20222): Tickende Zeitbombe. In: Der Spiegel, 5/2022, 29.01.2022; S.76