Bewaffnete Gruppierungen nutzen Corona-Krise
21.07.2020 | Kolumbien zählt derzeit 160.000 Corona-Infizierte und 6.000 Todesopfer. Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, gilt seit Ende März eine nationale Ausgangssperre. Bewaffnete Gruppierungen haben die Corona-Krise genutzt, um in mindestens fünf Departementen ihre Kontrolle über ganze Gemeinden und ihre Rolle als De-facto-Autorität zu festigen. Diese Entwicklung spiegelt das langjährige Versäumnis der Regierung wider, in abgelegenen Gebieten des Landes eine sinnvolle staatliche Präsenz aufzubauen.
Zwar wurde im November 2016 ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und den Farc geschlossen. Zur Ruhe gekommen ist das Land aber nicht, da es weiterhin eine große Zahl irregulär Bewaffneter gibt.
Unter den bewaffneten Gruppen befinden sich etwa die linke Guerillaorganisation “Ejército de Liberación Nacional” (ELN), Paramilitärs sowie diverse Einheiten, welche aus der Demobilisierung der „Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia“ (Farc) nach dem Friedensabkommen im Jahr 2016 hervorgegangen sind. Ein Friedensprozess mit der weiterhin aktiven Guerilla ELN, die in letzter Zeit wieder erstarkt ist, ist nicht absehbar.
Die ELN liefert sich weiterhin bewaffnete Auseinandersetzungen mit diversen paramilitärischen Gruppierungen um die Kontrolle ländlicher Gebiete. In dem Konflikt mischen auch zahlreiche Gruppen von ehemaligen Farc-Kämpfern mit. Rund 2500 frühere Rebellen haben laut offiziellen Schätzungen wieder zu den Waffen gegriffen oder an der Entwaffnung gar nicht erst teilgenommen.
Auf eine wegen des Virus einseitig erklärte Waffenruhe der ELN, ging die Regierung nicht ein.