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Prozessbeginn gegen Extremisten in Den Haag

14.07.2020 | Vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat der Prozess gegen den mutmaßlichen islamistischen Extremisten Al Hassan Ag Abdul Assis Ag Mohammed Ag Mahmud begonnen.

Laut Anklage war der heute 42-jährige Al Hassan nicht nur ein wichtiges Mitglied der Al-Qaida-nahen Miliz „Ansar Dine“, sondern auch Chef der Religionspolizei und an der Zerstörung der historischen Mausoleen und Moscheen in Timbuktu beteiligt gewesen. Darüber hinaus werden ihm werden Verbrechen wie Vergewaltigung, Folter, Zwangsverheiratungen und sexuelle Versklavung vorgeworfen.[1]

Die Islamistengruppe Ansar Dine kontrollierte zwischen April 2012 und Januar 2013 den Norden Malis. In dieser Zeit zerstörte die Gruppe auch Mausoleen und Moscheen, weil sie die in Timbuktu verbreitete Verehrung von Heiligen strikt ablehnt. Zudem versuchte sie mit Gewalt eine ultrakonservative Auslegung des Islam im Alltagsleben bei Timbuktus Bewohnern durchzusetzen.

Ungeklärt ist, wie eigenständig Al-Hassan gehandelt hat und wie einflussreich er tatsächlich gewesen ist. So sehen einige Mali-Experten seinen Einfluss nur auf Timbuktu beschränkt. Al-Hassan wurde 2018 in[nbsp]Mali[nbsp]festgenommen und dem IStGH übergeben.[2]

Al Hassans Verteidigerin Nicoletta Montefusco beantragte eine Begutachtung ihres Mandanten durch Experten für psychische Gesundheit. Er leide möglicherweise unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und sei nicht in der Lage, dem Verfahren zu folgen. Das Anwaltsteam habe Al Hassan wegen der Corona-Krise vier Monate lang nicht von Angesicht zu Angesicht sprechen können.[3]

Sollte Al-Hassan in allen Anklagepunkten für schuldig befunden werden, droht ihm eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren. Al-Hassan wäre dann der zweite an dem Terror in Timbuktu beteiligte Dschihadist, den der IStGH verurteilt: 2016 sprach der Strafgerichtshof in Den Haag den Islamisten Ahmad al-Faqi al-Mahdi für die Zerstörung religiöser Gebäude in Mali schuldig und verurteilte ihn zu neun Jahre Haft.[4]